TSV Neuenstein 1881 e.V.

Boule / Petanque

Petanque – leicht zu spielen, schwer zu gewinnen!

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Fanny

Um Missverständnissen vorzubeugen: “Fanny küssen” ist nicht etwa eine Belohnung, sondern bedeutet, ein Spiel 0:13 zu verlieren! Der Brauch stammt angeblich aus Savoyen. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es im Café von Grand-Lemps eine Kellnerin namens Fanny. Der Legende nach durften Kunden, die beim Boulespiel verloren hatten, ohne auch nur einen Punkt erzielt zu haben, ihr zum Trost einen Kuss geben – einen auf jede Wange, wie es sich gehört. Eines Tages ereilte auch den Bürgermeister von Grand-Lemps dieses Missgeschick, und er wollte sich ebenfalls von Fanny trösten lassen. Ob Fanny nun irgendetwas gegen ihn hatte oder ihn nur öffentlich bloßstellen wollte, ist nicht bekannt. Jedenfalls stellte sie sich auf einen Stuhl, hob ihren Rock hoch und streckte dem Bürgermeister ihren Hintern entgegen! Der Bürgermeister wollte nicht kneifen (im übertragenen Sinn, versteht sich) und gab Fanny zwei herzhafte Küsse – auf den Hintern! Da nicht immer eine Fanny zur Stelle ist, die bereitwillig ihren Hintern zur Verfügung stellt, ist es Sitte, überall dort, wo Boule gespielt wird, eine Fanny parat zu haben. Die unglücklichen Verlierer müssen dann in aller Öffentlichkeit eine Fanny in Form eines Gemäldes oder einer Skulptur küssen. So wurde aus dem einstigen Trost die “schlimmste” Strafe für jeden Boulisten! (Mit freundlicher Genehmigung des BBPV)


Die Geschichte des Boule

Boule oder Pétanque?

Boule heißt auf deutsch schlicht und einfach “Kugel”. Im Laufe der Zeit entwickelten sich vor allem in Frankreich verschiedene Kugelspiele. Die populärste Variante dieser “Jeux de Boules” ist Pétanque, das auch in Deutschland gespielt wird. Streng genommen müssten wir uns Pétanque-Verein nennen, doch die Bezeichnung Boule-Club ist im deutschen Sprachraum geläufiger und hat sich allgemein durchgesetzt.

Die Geschichte der Boule-Spiele

Die Entwicklung der Boule-Spiele reicht Jahrhunderte zurück. Ihren Anfang nahmen sie in Form unterschiedlicher Kugelspiele, die in zahlreichen Ländern von allen Schichten der Bevölkerung ausgeübt wurden. Schon im 13. Jahrhundert wurde in Frankreich mit Holzkugeln Boule gespielt. Hierbei ging es darum, die Kugel möglichst nahe an ein Ziel zu platzieren, entsprach also in etwa den heutigen Versionen. 1369 verbot Karl V. dieses Spiel, weil er die Staatssicherheit gefährdet sah, da die Soldaten anstatt Bogenschießen zu üben, ihre Freizeit dem Boule-Spiel widmeten. Die Pariser Synode von 1697 untersagte allen Geistlichen, in der Öffentlichkeit Boule zu spielen. Genauso wie das Spiel verfolgt wurde, gab es andererseits auch öffentliche Unterstützung. Die berühmte Fakultät von Montpellier bestätigte im 16. Jahrhundert den Wert des Boule-Spiels für die Gesundheit: “Es gibt keinen Rheumatismus oder andere ähnliche Leiden, die nicht durch dieses Spiel vereitelt werden können, es ist für jede Altersstufe geeignet:” Ludwig XI. wusste das auch und spielte häufig Boule, und der bekannte Generalfeldmarschall Turenne galt als unschlagbar. Die Popularität des Spiels stieg im 19. Jahrhundert stark an. Es wurde nicht mehr nur auf Wiesen außerhalb der Stadt gespielt, sondern überall, wo Platz war, in den Straßen und auf den Marktplätzen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man in Lyon das “Boule Lyonnaise” zu spielen. 1894 wurde dort auch der 1. Wettbewerb veranstaltet, bei dem über 1000 Spieler drei Tage lang um die Plätze rangen. 1906 wurde der 1. Verband gegründet. In Italien entwickelte sich eine weitere Version, das “Boccia”. Gespielt wird auf 4,50 m breiten und 28 m langen, speziell präparierten Plätzen. Die Kugeln sind aus Holz und haben unterschiedliche Farben, um sie auseinanderhalten zu können. Im Jahre 1898 wurde in Turin der erste Boccia-Verband gegründet. In Frankreich gibt es heute einige unbedeutende regionale Spiele sowie das bereits erwähnte “Boule Lyonnaise”, das “Jeu Provencal” und das jüngste, aber heute populärste aller Boule-Spiele: “Pétanque”. Die Spielidee ist immer die gleiche, es wird versucht eine oder mehrere Kugeln näher an eine Zielkugel zu platzieren als der Gegner. Unterschiedlich sind die Spielregeln, das Gewicht der Kugeln und die Abmessungen des Spielfeldes.

Die bekanntesten Boule-Spiele
Das Boule Lyonnaise

Das Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommene Spiel wird heute in großen Teilen Frankreichs praktiziert. Es ist jedoch nicht so populär wie Pétanque, u.a. weil für Boule Lyonnaise ein großer, besonders präparierter Spieluntergrund benötigt wird. Man spielte zu Beginn – wie schon im Mittelalter – mit Holzkugeln. Diese waren, um eine höhere Widerstandsfähigkeit zu erhalten sowie um rund zu laufen, mit Nägel beschlagen. Ab 1923 wurden die Kugeln aus einer Bronze-Aluminium-Legierung hergestellt, heute sind sie hauptsächlich aus Stahl. Ihr Durchmesser muss zwischen 9 und 11 cm liegen, und sie müssen ein Gewicht zwischen 900 und 1400 g aufweisen. Die Zielkugel muss innerhalb einer Zone zwischen 12,5 und 19,5 m zum Liegen kommen. Für die Ausführung des Wurfes hat der Spieler 7 m zur Verfügung, in denen er Anlauf nehmen kann. Das Boule Lyonnaise ist eine sehr sportliche Form des Boule-Spiels. Es gehört viel Training dazu, eine knapp 1,5 kg schwere Kugel über eine Distanz von bis zu 19,5 m zu werfen und damit noch eine gegnerische Kugel zu treffen.

Das Jeu Provencal

Das Boule Lyonnaise wurde immer bekannter, machte sich auf den Weg die Rhône abwärts und erreichte schließlich das Mittelmeer. Dort angekommen, wurde dem Reglement erst einmal die Strenge genommen, und die Kugeln wurden kleiner und leichter (zwischen 600 und 900 g). So entstand ein neues Kugelspiel in der Provence und wurde deshalb “Jeu Provencal” genannt. Auch hier ist viel Bewegung mit im Spiel. Beim Punktieren macht der Spieler aus einem Abwurfkreis heraus einen großen Ausfallschritt nach rechts oder links und zieht das andere Bein nach. Die Kugel muss gespielt werden, bevor das Nachziehbein den Boden berührt, es wird also auf einem Bein stehend geworfen. Man mus gleichzeitig ein Gleichgewicht finden und die Kugel bis zu 22 m weit gezielt werfen. Beim Schießen nimmt der Spieler drei Schritte Anlauf aus dem Kreis und schießt die Kugel auf einem Bein stehend ins Ziel. Diese Art des Boule-Spiels ist wie seine Lyoner Variante sehr anspruchsvoll.

Das Pétanque

Man erzählt die Geschichte, dass in der kleinen Stadt LA CIOTAT das Pétanquespiel “erfunden” wurde.Im Jahr 1910 spielten einige Leute auf dem Bouleplatz des Ortes das Jeu provencal.Bei dieser Art von Spiel muß die Kugel mit drei Schritten Anlauf geworfen werden,es gehört also Bewegung dazu. Einer der Männer – sein Name war Jules LeNoir – litt zu dieser Zeit an einer Erkrankung seiner Beine und konnte deshalb nicht mitmachen. Er änderte die Spielregeln so um , dass man im Stehen, mit “auf dem Boden fixierten Füßen” = pieds tanqué, deshalb der Ausdruck “Petanque”, spielen konnte. Andere behaupten,seine Freunde hätten die Regeln geändert,um Jules das Mitspielen zu ermöglichen. Beispielsweise wurde die Distanz zur Zielkugel wesentlich verkürzt, man begann auf sechs bis zehn Meter zu spielen. Geworfen wurde aus einem Kreis,den man vorher auf den Boden zeichnete. Im Umkreis der Stadt wurde diese neue Art des Boulespieles sehr schnell bekannt und wurde von vielen Spielern angenommen.So verbreitete sich das Pétanquespiel zuerst in der Region Marseille und später weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Seine Wurzeln hat das Jeu de Pétanque also aus dem Boule Lyonaise und aus dem daraus hervorgegangenen Jeu Provencal. Die ersten Regeln für Boule Lyonnaise wurden Ende des vorigen Jahrhunderts erstellt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Pétanque in Deutschland bekannt und gewinnt seitdem immer mehr Freunde. Nun ist der Begriff “Boule” etwas verwirrend, in der französischen Sprache werden im Zusammenhang mit “Boule” (was einfach Kugelspiel meint) mehrere Arten genannt, z.B. das Boule Lyonnaise, das Jeu Provencal, das Pétanque und andere Arten von Kugelspielen. In der deutschen Sprache meint man mit “Boule” das Freizeitspiel und mit “Pétanque” das Wettkampfspiel.

Wo spielt man?

Gespielt wird eigentlich überall. Meistens jedoch auf eigens dafür angelegten Plätzen, in Frankreich ist dies oft der Dorfplatz mit der Kneipe nebenan. Der Untergrund des Bodens sollte etwas fester sein, bei einer Sandschicht von beispielsweise 10 Zentimetern Tiefe würden die Kugeln zu sehr einsinken. Man kann eigentlich fast überall spielen, das Gelände kann uneben sein, dies erhöht meistens den Reiz beim Legen (Pointieren) der Kugeln. In Deutschland gibt es einige Hallen in denen man spielen kann, sie sind jedoch sehr rar. So müssen also die Boulisten während der kalten Jahreszeit bei Wind und Wetter in der rauhen Natur ihrem Plaisir nachgehen. (Kälte,Schnee,Wind,Matsch,Wölfe…). Einige Unentwegte (auch Spinner genannt) findet man auch im Winter auf den Plätzen, dick vermummt, mit Hand – und Fußwärmern, “Kugelheizungen”, etc. (dem wärmenden Erfindungsgeist sind keine Grenzen gesetzt). (Mit freundlicher Genehmigung des BV Heilbronn)