TSV Neuenstein 1881 e.V.

1881

Es begann mit der Hebung des gesellschaftlichen Lebens Die Idee, einen organisierten Turnverein zu gründen, wurde am Pfingstmontag 1881 von einigen jungen Neuensteinern geboren. Mit Unterstützung des Stadtschultheißen Moll wurde am 19. Juni 1881 im Rathaussaal der Verein „der Jugend zu Nutz und Frommen, zur Stählung der Glieder, zur Hebung des gesellschaftlichen Lebens“ offiziell gegründet.

Zur Historie sei erwähnt, dass etwa im selben Jahr in einer kaiserlichen Botschaft der Staat verpflichtet wurde,den wirtschaftlich Schwachen zu helfen.Dies wurde zum Teil durch die Gesetze zur Krankenversicherung, Unfallversicherung und Invaliditäts- und Altersversicherung verwirklicht. Zur damaligen Zeit gab es weder Autos noch Flugzeuge oder Haushalts- und Rundfunkgeräte. Eine Reise mit der Postkutsche kostete 1 Mark pro Kilometer nebst Trinkgelder und Nebenkosten. Als Lohn verdiente ein Tagelöhner bei 10 Stunden Arbeitszeit 1,20 Mark, ein Zimmergeselle 2,80 Mark am Tag. Eine Hose kostete um die 18 Mark. So viel zur Geschichte um das Jahr der Vereinsgründung des TSV Neuenstein.
Wäre man bereits dem Turnverein gefolgt, der am 8. April 1848 durch 17 junge Männer zwischen 16 und 30 Jahren gegründet wurden, dann hätte man sogar längst das 150-jährige Jubiläum gefeiert. Ein Jahr lang trafen sich die Turner im Schlossgraben, um zu üben. Durch eine obrigkeitliche Verfügung wegen sogenannter politischer Umtriebe musste das Turnen wieder eingestellt werden.

Versammlungsprotokolle und die Satzung des Vereins sind leider verlorengegangen. Der Verein bekannte sich zu demokratisch-republikanischen Zielen – die Revolution von 1848/49 war ein Meilenstein in der Entwicklung Deutschlands zur nationalen Einheit und Demokratie – und die Turner von Neuenstein waren auch dabei.
Dem letztlich 1881 ins Leben gerufenen Verein, zunächst ein reiner Männerverein, stand der Geometer Eduard Grieb vor, dessen Amtszeit dauerte bis 1904. Der Umgang mit der früheren Geschichte des Turnvereins war durch die Anpassung an das 1881 herrschende politische System gekennzeichnet. Der Bismarcksche Obrichkeitsstaat betrachtete die demokratische, freiheitliche Tradition von 1848/49 als dunkle Seite der deutschen Geschichte.

Gab es nach den unglücklichen Revolutionsversuchen von 1848 auch Rückschläge, so ließ sich die deutsche Turnbewegung nicht mehr aufhalten. Das erwachende Nationalgefühl und nicht zuletzt die Deutschen Turnfeste — 1860 in Coburg, 1861 in Berlin und 1863 in Leipzig — regten das turnerische Leben in den Städten an, so daß bald die Anzahl der Vereine in Deutschland auf knapp 2 000 anwuchs und die Mitgliederzahl rund 200 000 erreichte. Eine Welle von Neugründungen erfaßte nunmehr auch wieder Hohenlohe.
Als erster Verein dieser Jahre entstand 1861 die Turngemeinde in Kirchberg an der Jagst, ein Jahr später — 1862 — folgten Mergentheim, Niederstetten und Ilshofen, 1863 dann Weikersheim, Gerabronn und Forchtenberg. 1864 schließlich noch Blaufelden. Erst nach dem deutsch-französischen Krieg erfolgten wieder Neugründungen, so 1875 in Schrozberg, 1876 in Creglingen, 1881 in Neuenstein, 1885 in Bartenstein, 1891 in Unterdeufstetten, 1893 in Langenburg (wo sich bereits 1850 die ersten Turner zusammengefunden hatten) und 1897 in Kupferzell. Die anderen Vereine des heutigen Turngaues Hohenlohe wurden erst im 20. Jahrhundert gegründet

Die Leibesübungen fanden auf der Seewiese und bei schlechtem Wetter im Rathaussaal statt.Dies wurde per Gemeinderatsbeschluss am 16. Juni 1881 festgelegt: „Der hiesige neugebildete Turnverein, bis jetzt 18 Mann stark, stellt an die Gemeinde- Collegien die Bitte, ihm zur Aufstellung der zum Turnen nötigen Geräte auf der der Gemeinde gehörigen Seewiese Platz unentgeltlich zur Benützung zu überlassen und den Turnverein nach allen Seiten zu unterstützen”

Eduard Grieb führte lange Jahre den Verein und weilte bei der 50-Jahr-Feier 1931 noch als Ehrenvorstand unter den Gästen. Neben seiner Vorstandstätigkeit war er Turnwart des reinen Männervereins. Über jede Turnstunde musste der Schriftführer Buch führen.So konnte man immer nachlesen,welche Übungen in den einzelnen Turnstunden gelernt und gemacht wurden.Der Turnstunde schloss sich immer eine Versammlung an, bei der über wichtige Angelegenheiten des Vereins beraten wurde.

Auch die Aufnahme in den Verein war nicht ganz einfach. Wollte jemand dem Turnverein beitreten, so musste er 2 Bürgen stellen. Alle Mitglieder stimmten über Aufnahme oder Nichtaufnahme ab. Die Aufnahmegebühr betrug 2 Mark. Natürlich war das regelmäßige Teilnehmen bei den Übungsstunden Pflicht. Unentschuldigtes Fehlen kostete 20 Pfennig. Zum Vergleich: Gastwirt Christian Rügert bekam von der Stadt für ein Mittag- oder Abendessen für mittellose Durchreisende 20 Pfennig.

Der damalige Turnverein war Wegbereiter unseres heutigen Turn- und Sportvereins. Den Gründern und den „20 Teilhabern“ war es zu verdanken, dass es den TSV Neuenstein in seiner heutigen Weise überhaupt gibt. Viele Ehrenamtliche von der Gründerzeit bis in die Gegenwart haben in uneigennütziger Weise zum Wohle des Vereins gewirkt.

Vereinsnachrichten 1848

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Unser Stadtausgang um das Jahr 1890

1890_120

 

Quelle: Festschrift 125 Jahre TSV Neuenstein – Chronik von Rainer Gaukel // Ergänzungen Heinrich Brehm